Dagmar Braunschweig-Pauli M.A, 2002, Foto: www.fotografin-riol.de. Cover der 2. aktualisierten Neuauflage von "Jod-Krank. Der Jahrhundertirrtum", Verlag Braunschweig-Pauli, Trier 2007.

 

 

Artikel zur Jodprophylaxe von Dagmar Braunschweig-Pauli

Jod in der Suppe

 „Jod in der Suppe … Die Zwangsjodierung ist ein Paradebeispiel für gesundheitsschädigende Kartellbildung“,

Artikel von Dagmar Braunschweig-Pauli, erstveröffentlicht in: Wechselwirkung & Zukünfte, Berlin, Juli/August 4, 2002, Nr. 115/Jg. 24, S. 26-29.

 

Veröffentllcht auch unter demselben Titel „Jod in der Suppe“ als 6. Kapitel in: Dagmar Braunschweig-Pauli: Die Jodartikelsammlung. 14 Artikel über spezielle jodinduzierte Erkrankungen, Verlag Braunschweig-Pauli Trier, 1. Aufl. 2011, S. 28-38.

 

Wer sich in Deutschland wegen der vollständigen Jodierung unserer Lebensmittel an das Bundesministerium für Gesundheit wendet, wird von dort aus an das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft oder an die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., an den Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages oder an das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin verwiesen.

Und wer sich auf diese Verweise einläßt, kann sicher sein, daß er auch von den neuen Adressaten wiederum weitergeleitet wird – so lange, bis er die Lust verliert oder aber die Methode begriffen hat, die hinter diesem Hase- und Igelspiel steckt: den kritischen Verbraucher, der mit einer staatlichen Maßnahme nicht einverstanden ist, zu verwirren, die Verantwortung für diese Maßnahme „auf möglichst viele Schultern zu verlagern, und sich dadurch politisch unangreifbar und unverwundbar zu machen (vgl. von Armin: Vom schönen Schein der Demokratie, a.a.O., S. 41)

 

 

Die sogenannte Jodsalzprophylaxe

 

Die sogenannte „Jodsalzprophylaxe“ war das Pilotprojekt einer Strategie, den „Schutz“ der Gesellschaft durch die totale Durchdringung mit einer einzigen gesundheitspolitischen Idee zu gewährleisten. Vorhergehende Maßnahmen dieser Art waren in der Regel nicht erfolgreich. Sie scheiterten, weil in ihrem gesundheitlichen Wert  umstritten, alle am Bürgerprotest – wie etwa die Fluoridierung des Trinkwassers, bei der man es unvorsichtigerweise auf eine öffentliche Diskussion hatte ankommen lassen.

 

Zu nennen wäre auch das Rheinland-Pfälzische  Transplantationsgesetz aus dem Jahr 1994, das aufgrund des öffentlichen Protestes – nur acht Wochen nach seiner Verabschiedung – wieder aufgehoben werden mußte (vgl. von Armin, a.a.O., S. 129f.)

Die „Notwendigkeit der Jodsalzprophylaxe“ basiert auf drei Behauptungen, die dem Bürger mit allen verfügbaren Werbetricks eingebleut wurden: Erstens habe die Eiszeit das Jod aus unseren Böden gewaschen, so daß Deutschland – später wurde es Europa, schließlich sogar die ganze Welt! – ein Jodmangelgebiet geworden sei.  Dieser Jodmangel müsse vermittels  zusätzlichem Jod – am besten als Jodsalz – behoben werden. Dass zusätzlich auch noch Mineralfuttergemische fürs Vieh und Geflügel jodiert wurden, sagte – und sagt bis heute – niemand. Die Lieblingsberuhigung der Jodbefürworter lautet, eine Überdosierung mit Jod sei ausgeschlossen, weil sich schließlich auch niemand sein Essen selber versalzen würde. Entspricht diese Beruhigungsformel den Tatsachen?

Nicht zutreffend und geradezu absurd ist die o.g. Eiszeit-Theorie. Denn ganz im Gegensatz zur Behauptung, die Eiszeit hätte die Böden ausgewaschen, hat sie durch Sedimentablagerungen tatsächlich die Böden mit Jod angereichert (vgl. Hendl/Liedke: „Lehrbuch der Allgemeinen Physischen Geometrie,“ Gotha 1977)  

Auch der vermeintliche Jodmangel steht auf tönernden Füßen: denn den so krampfhaft beschworenen Jodmangel, den die Experten aufgrund niedriger Jodausscheidungen im Urin festgestellt haben wollen, gibt es nicht. Selbst der Jodbefürworter Prof. Dr. Peter Scriba gibt zu, „dass der direkte Beweis für einen Jodmangel in der Bevölkerung schwierig ist,“ weil „die Methoden der Jodbestimmung in Nahrungsmitteln aufwendig“ sind und „größere epidemiologische Studien nicht zulassen“. (vgl. bga-Schriften 3/94, S. 8). „Daher sind wir auf indirekte Methoden zur Bewertung der alimentären Jodversorgung der Bevölkerung angewiesen.“ (ebd.)

 

 

Der Jodbedarf ist individuell

 

Was bei den verallgemeinernden Erhebungen ebenfalls außer acht gelassen wird, ist, dass jeder Mensch seinen eigenen. Ganz individuellen Jodbedarf hat. Prof. Karl-Heinz Bauch wollte auf dem „14. Wiesbadener Schilddrüsengespräch“ hinsichtlich der Jodidtherapie deshalb folgendes beachtet sehen: „Die aktuelle, individuelle Jod-Utilisierbarkeit der menschlichen Schilddrüsen ist unbekannt.“ Das bedeutet, daß auf Grund der individuellen Unterschiede bei der Jodverwertung ein genereller Mangel, schon gar bundesweit, überhaupt nicht festgestellt werden kann. Denn was für den einen ein Mangel ist, kann für den anderen ein gefährlicher Überschuss sein.

 

Ohne Aussagekraft ist schließlich die Methode, diesen vermeintlichen Mangel über die Urinausscheidung festzustellen. Jod wird außer über den Urin außerdem auch über andere Ausscheidungen wie z.B. Stuhl, Schweiß, Tränen etc. ausgeschieden, so daß die Jodausscheidungen im Urin nur einen – ebenfalls individuell unterschiedlichen – Bruchteil der tatsächlichen Jodausscheidungen ausmacht.

 

Schließlich ist die Behauptung, Jodmangel verursache einen Kropf, längst durch solide Forschungsergebnisse widerlegt. Man weiß u.a., daß das Nitrat die Jodaufnahme verhindert, egal, wieviel Jod aufgenommen wird (vgl. Jahresbericht des Bundesumweltamtes für 1994 zum Thema Wasser, S. 197)

 

Tatsächlich ist keine der Thesen, auf die die „Notwendigkeit der Jodsalzprophylaxe“ aufbaut, tragfähig. Wissenschaftliche Untersuchungen, die sie stützen sollten, wurden deshalb unfreiwillig zu Gegenbeweisen, wie etwa die Untersuchungen des Institutes für Chemie und Physik der Bundesanstalt für Milchforschung in Kiel. Es bekam den Auftrag, bereits 1984/85, kurz nach der Gründung des Arbeitskreises Jodmangel, den Jodgehalt von Sammelmilch in der Bundesrepublik zu untersuchen.

Die ermittelten Jahresmittelwerte von Jod in der Milch überraschten dann auch, denn der Jodgehalt in 1 Liter deutscher Milch entsprach in etwa dem von Jodbefürwortern empfohlenen täglichen Jodbedarf eines Erwachsenen. Was gleichzeitig für Kinder, die ja viel mehr Milch und Milchprodukte zu sich nehmen, eine Überdosierung mit Jod allein über Milchprodukte bedeutete. Diese Ergebnisse wurden nicht nur nicht beachtet. Das Labor für Jodanalysen in der Kieler Bundesanstalt für Milchforschung wurde geschlossen.

Alles, was nicht in die Jodmangeltheorie passte und das Statement „Jod ist gesund“ konterkarierte, erlitt ein ähnliches Schicksal: so etwa ein Teil der seit über hundert Jahren bekannten und in der medizinischen Fachliteratur nachzulesenden Gesundheitsschäden, die durch Jod ausgelöst werden. Im Pschyrembel zum Beispiel, dem Klinischen Wörterbuch und Standard-Nachschlagewerk für Ärzte, war bis zur 257. Auflage (1994) das Stichwort „Iodismus“ („… nach längerem Gebrauch u.U. auch bereits einige Stunden nach der ersten Dosis von Jod (v.a. Kaliumjodid) auftretende Symptome: Iodschnupfen, Iodhusten, Konjunktivitis, Iodausschlag“)zu finden.

In der 258. Auflage von 1998 fehlt dieses Stichwort ebenso in der 259. Von 2002. Auf Anfrage der Autorin beim de Gruyter-Verlag in Berlin dieses Stichwort betreffend erhielt sie am 25. März 2002 folgende Antwort per eMail: „Die Einträge im Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, werden regelmäßig durch unsere Experten aktualisiert.

 

Der Artikel „Jodblockade der Schilddrüse“ wurde dementsprechend von unseren Spezialisten aus dem Fachbereich Radiologie zur Neuauflage modifiziert. Auch entfiel der Begriff Iodismus auf Anraten von Experten…“

 

 

Strategien der Zwangsjodierung

 

Bei der vor einigen Jahren einsetzenden Jodkampagne wollte man wohl die alten Fehler nicht wiederholen, es sollte unbedingt die erste erfolgreich durchgezogene „flächendeckende“ Gesundheitsmaßnahme werden. Den Jodbefürwortern war klar, daß es sich bei der „flächendekcneden Jodierung“, wie sie es nannten, tatsächlich um eine heimliche Zwangsjodierung handelte, die – einmal in der öffentlichen Diskussion – schnell als solche erkannt und mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Bürger verhindert werden würde.

Deswegen begnügte man sich nicht mit einem parteienübergreifenden Konsens, sondern man brachte alles zusammen, was an der Durchsetzung dieses verabredeten gesundheitspolitischen Zieles mitwirken konnte: wissenschaftliche Institute und Forschungseinrichtungen, alle mit Gesundheit und Verbraucherschutz befassten Bundesministerien und Verbände, die verschiedenen, alle Heilberufe erfassenden Berufsverbände, alle Krankenkassen, alle mit der Lebensmittelherstellung befaßten Wirtschaftszweige, alle Versorgungseinrichtungen wie Hotels und Gaststätten, Krankenhäuser und Altenheime, alle mit der Öffentlichkeitsarbeit befaßten Medien, Presse, Fernsehen, Rundfunk und Verlage. Und schließlich sogar den einzelnen Bürger selber, der von der einsetzenden Springflut der Jodwerbung überwältigt und aus eigenen Stücken zum selbsternannten Werbeträger für die „gute Sache“ wurde.

Es mußte ein Weg gefunden werden, die Klippe des öffentlichen Protestes gegen diese geplante Zwangsmaßnahme zu umschiffen. Und er wurde gefunden: ein „Rundtischgespräch“, das vom Max von Pettenkofer-Institut des Bundesgesundheitsamtes in Berlin im Oktober 1993 über die „Notwendigkeit der Jodsalzprophylaxe“ veranstaltet und bei dem verabredet wurde, die Bundesbürger nach allen Regeln der strategischen und psychologischen Kunst über den Tatbestand der Jodierung „aufzuklären.“

Keinesfalls darf man annehmen, die Teilnehmer dieses Rundtischgespräches hätten die akuten und langfristigen Jodschäden blauäuig ignoriert. In der Zusammenfassung des Gesprächs (vgl. bga-Schriften, S. 7f.) kommen die Probleme, wenn auch eher euphemistisch verpackt, deutlich zur Sprache: „Vorbehalte, die bei einigen Verbrauchern einschließlich Ärzten gegen eine weitere Förderung der Verwendung von jodiertem Speisesalz bestehen, insbesondere die Gefahr einer jodinduzierten Hyperthyreose unter der Berücksichtigung der Autonomie der Schilddrüse und des Morbus Basedow sowie die Frage der Jodallergie bzw. jodinduzierter Hauterkrankungen im Zusammenhang mit jodiertem Salz wurden von den Experten eindeutig verneint und differenziert dargestellt.“ (ebd.)

 

In der Praxis wurde dieser Sachverhalt Patienten allerdings wie folgt vermittelt: „Wie haben Anweisung, keine Patienten mehr vor Jod zu warnen, auch die Patienten mit Überfunktion, heißen Knoten und Morbus Basedow nicht.“ (vgl. Dagmar Braunschweig-Pauli: “Jod-Krank. Der Jahrhundertirrtum“, 1. Kapitel, Andechs 2000, S. 7, Trier 2007/2012, S. 21f.) Man bekannte sich sogar zu den durch Jod ausgelösten Gesundheitsschäden, aber: „Der mögliche geringe Nachteil der allgemein von der WHO empfohlenen Jodversorgung bei Patienten mit Immunthyreopathie kann jedoch nicht als Argument gegen eine generelle Jodsalzprophylaxe angeführt werden, wenn hierdurch eine wichtige Volkserkrankung wie die endemische Struma weitgehend beseitigt werden könnte.“ (vgl. bga-Schriften, a.a.O., S. 6)

Diese Argumentation war dem Tenor nach nicht neu. Mit der in ihr zum Ausdruck kommenden Schadens-Inkaufnahme wurde bereits 1933 der nationalsozialistischen Vernichtungsmedizin der Weg geebnet.

 

 

„Positive“ Überzeugungsarbeit

 

Jedenfalls waren sich die Teilnehmer der wohl erfolgreichsten Rundtischgespräches der Nachkriegszeit einig, der „flächendeckenden Jodierung“ mit einer ausschließlich positiv aufgebauten Werbekampagne zum Durchbruch zu verhelfen, und zwar mit flächendeckendem Erfolg: Denn wer kennt nicht die Schlagworte  vom „Jodmangelgebiet“, von der Eiszeittheorie, oder daß Jod „gesund für die Schilddrüse“ sei?

Zu verdanken ist dieses Ergebnis dem Umstand, dass zum einen „der Informationsstand der Ärzte“ angehoben, und dass zweitens die Verwendung von jodiertem Speisesalz auch bei der Herstellung von Lebensmitteln forciert wurde. „Diese auch schon im Symposium vorgezeichnete Doppel-Strategie wurde im Rundtischgespräch einhellig akzeptiert.“  (ebd.)

Über diesen allgemeinen Konsens zum weiteren Vorgehen hinaus sind einige Anmerkungen und Absichtserklärungen verschiedener Verbandsvertreter hervorzuheben: „Der Deutsche Fleischer-Verbandräumte einer „positiven“ Priorität ein, die sowohl an den Anbieter als auch an den Verbraucher gerichtet  sein müßte. … „… die bereits im Kindergarten und in Schulen beginnen sollten (…)

 

Der Vertreter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung e.V. vertrat die Auffassung, dass die Nachfrage und Akzeptanz für Jodsalz erhöht und massive Aufklärungskampagnen erforderlich seien. Er kündigte an, Informationsmaterial „in Form von Plakaten oder Broschüren z.B. an Bäcker, Fleischer und andere Lebensmittelhändlerweiterzugeben.“ Als konkrete Aktion stellte die  BzgA einen Werbespott vor, der bereits am 26. Oktober 1993 – also etwa 3 Wochen nach dem Symposium -  im ZDF in der neuen Reihe „gesund leben“ gesendet wurde.

 

„Die Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände sprach sich für eine Kenntlichmachung aller, also auch der lose vertriebenen jodierten Lebensmittel aus.  Die Deklaration sollte eher als Gütesiegel verstanden werden. (…) Der Vertreter der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. vertrat die Ansicht, (…) der Anwendungsbereich für Jodsalz sollte auch auf andere Lebensmittel ausgedehnt werden, so z.B. auf Suppen, Fertiggerichte, Feinkostartikel und Kindernahrung. Ferner sei die Verwendung von Jodsalz in Institutionen mit zentralen Verpflegungseinrichtungen wie Altenheimen, Anstalten oder Gastronomiebetrieben anzustreben. (…)

 

Der Vertreter des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerkes e.V. wies darauf hin, dass die Landesverbände bereits zu einem verstärkten Jodsalzeinsatz aufgefordert worden seien. Ferner seien bereits Informationsmaterialien des Arbeitskreises Jodmangel den Bäckerinnungen und Bäckereigenossenschaften sowie der Bäcker-Fachpresse überlassen worden. Neben einer problembezogenen Überarbeitung der Lehrbücher für Bäcker und Bäckereifachverkäufer setzte sich der Vertreter für eine direkte Aufklärung der Verbraucher z.B. mit Hilfe der Kundenzeitschrift „Bäckerblume“ oder anderer im Handel erhältlichen Koch- und Backzeitschriften ein. Ferner müßten die Betriebe, die die Rohstoffe lieferten berücksichtigt werden. (…)

 

Die Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. kündigte an, die Botschaften des Symposiums in ihren Informationsmaterialien zu verbreiten. Es wurde angeregt, dass eine verstärkte Werbung für Jodsalz auch über die anwesenden Journalisten wünschenswert wäre. (…)

 

Das Bundesgesundheitsamt bekräftigte seine Bereitschaft, Argumentationshilfen zu geben, die Vermittlerfunktion bei Aufklärungskampagnen zu übernehmen. (…)

 

Die Erstellung von an die Ärzteschaft adressierten Merkblättern, z.B. mit dem Thema „Jod und Schwangerschaft“ sei geplant. Ähnliche und ergänzende Vorschläge kamen auch vom Sprecher der Zulieferungsindustrie für Backwaren, und Prof. Schleusener von der FU Berlin forderte „die anwesende Presse auf, nach 100 Tagen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Rundtischgespräches nachzufragen, inwiefern auch die hier gemachten Vorschläge zur Verbesserung der Jodsalzprophylaxe in der Praxis umgesetzt worden seien.“ (ebd. S. 56-58)

 

 

Steigerung der Autoimmun-Erkrankungen

 

Die Gesprächsteilnehmer wetteiferten mit Vorschlägen und vorauseilendem Gehorsam. Der zweifelhafte Erfolg dieser Veranstaltung und der durch sie ausgelösten Kampagne besteht heute, 8. Jahre später, darin, dass allein die durch die Jodierung ausgelösten Autoimmun-Erkrankungen wie Morbus Basedow und Morbus Hashimoto bereits 14 % der Bevölkerung ausmachen, wie sich der Wiesbadener Schilddrüsenspezialist Prof. Dr. med. Lothar-Andreas Hotze nach dem diesjährigen 20. Wiesbadener Schilddrüsengespräch in einem dpa-Gespräch äußerte.

Nicht in dieser Statistik enthalten sind andere jodinduzierte Erkrankungen wie kalte und heiße Knoten, Über- und Unterfunktion und Schilddrüsenkrebs, sowie durch Jod ausgelöste Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern bis zum Jod-Infarkt, thyreotoxische Krise, Jodallergie, Jodakne, Lichtallergie, Osteoporose; Impotenz, Depressionen und Angstattacken, Schlafstörungen, Haarausfall, Hyperaktivität, Tuberkulose und Krebs. (…)

 

 

Kartellbildung für Partikularinteressen

 

Fassen wir zusammen: Die gesundheitspolitische Maßnahme der „Jodierung“ fast sämtlicher Lebensmittel hat – aufgrund eines alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessenkartells – zu einer umfassenden Fehlinformation der Bevölkerung geführt. Denn die ausschließlich positive Darstellung der Jodierung täuscht darüber hinweg, dass Jod auch gefährliche, ja tödliche Risiken und Nebenwirkungen haben kann. Nur die wenigsten wissen, dass sie seit Jahren einer organisierten, einseitigen Pro-Jod-Werbung ausgesetzt sind, die die gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen des Jods verschweigt. Niemand weiß außerdem, dass er über das jodierte Viehfutter in Form sämtlicher Fleisch- und Milchprodukte sowie Eiern einer unausweichlichen, nicht deklarierten Zwangsjodierung ausgesetzt ist.

 

Mit der gesundheitspolitischen Maßnahme „Jodierung“ wurde die Interessengemeinschaft über die politischen Grenzen hinaus in alle anderen gesellschaftlich wichtigen Bereich ausgeweitet: in die Wissenschaft und Forschung, in die Wirtschaft und alle mit ihr zusammenhängenden Berufsverbände und Vereine, in die Entwicklungshilfe der Kirchen (z.B. „Brot für die Welt“ der Evangelischen Kirche) und weltweite Hilfsorganisationen (z.B. „Unicef“) und in die Öffentlichkeitsarbeit der Medien, Presse und Verlage.

 

Bei derartigen Kartellbildungen geht es um Interessenzusammenschlüsse über die ansonsten gegensätzlichen Meinungen der Parteien hinweg – was in einer Demokratie, wo sich die verschiedenen Parteiinteressen gegenseitig in Schach halten sollten, eigentlich nicht passieren dürfte. Wie aber das „korrigierende Element gegenläufiger Interessen zwischen Regierung und Opposition ausgeschaltet wird, indem sich nämlich parlamentarische Gegner zusammenschließen, um gemeinsam Interessen durchzusetzen,“ das führt uns der Staatsrechtler Prof. Dr. Hans-Herbert von Arnim nur zu deutlich vor Augen (vgl. „Der Staat als Beute? Politikfinanzierung und Ämterpatronage“, in: Wechselwirkung & Zukünfte, Mai/Juni 2002).

 

„Die Beobachtung, dass Parteien und Politiker – durch Verständigung über die Parteiengrenzen hinweg – vielfach politische Kartelle bilden, veranlasst die belgisch-amerikanischen Politikwissenschaftler Richard Katz und Peter Moir von einer Entwicklung hin zu – wie sie es nennen – „Kartellparteien“ zu sprechen. Und die Bundesrepublik Deutschland sehen sie als Beleg für ihre Thesen von einer sich immer stärker verfestigenden politischen Kartellieung an.“ (vgl. von Arnim)

 

Das allen gemeinsame Interessen ist schnell gefunden, geht man nach der Methode „cherchez l `argent“ vor. Denn Geld ist immer der nervus rerum, der größte gemeinsame Nenner, der aus politischen Gegnern Kumpel macht. Wie oben bereits angedeutet, ist es bei unserem Beispiel aber nicht bei der rein politischen Kartellierung geblieben: Bis auf wenige Jodkritker ahnt jedenfalls niemand, dass mit diesen Maßnahmen auch das im Grundgesetz verankerte Freiwilligkeitsprinzip faktisch außer Kraft gesetzt wird.

 

 

Literatur:

Von Armin, Hans-Herbert: „Vom schönen Schein der Demokratie – Politik ohne Verantwortung – am Volk vorbei“, München 2000.

Derselbe: “Der Staat als Beute? Politikfinanzierung und Ämterpatronage“, in: Wechselwirkung & Zukünfte, Mai/ Juni 2002, S. 14-21.

Ammon, H.P.T.: „Arzneimittelneben- und wechselwirkungen. Ein Handbuch für Ärzte und Apotheker“, Stuttgart 1991, S. 858, 897, 902.

bga-Schriften 3/94: „Notwendigkeit der Jodsalzprophylaxe“´, S. 6; 56-58.

Braunschweig-Pauli, Dagmar: „Jod-Krank. Der Jahrhundertirrtum“, 1. Aufl. Andechs 2000, S. 7.

Braunschweig-Pauli, Dagmar: „Die Jodartikelsammlung. Artikel über spezielle jodinduzierte Erkrankungen“, Verlag Braunschweig-Pauli Trier, 1. Aufl. 2011, S. 28-38.

Hendl/Liedke: „Lehrbuch der Allgemeinen Physischen Geometrie“, Gotha 1977.

Jahresbericht des Bundesumweltamtes für 1994 zum Thema Wasser, S. 197.

Pelka: „Tausendmal recycelt und immer wie neu“ in: GA Bonn, 12. Nov. 1996.

Pfannenstiel/Hotze (Hrsg.): „Neue und vergessene Aspekte d. Therapie von Jodmangelstrumen“, in: Verhandlungsbericht d. 14. Wiesbadener Schilddrüsengesprächs, Frankfurt 1996, S. 9, 25, 32, 46.

Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 257.-259. Auflage, Berlin 1994 – 2002.

 

©Dagmar Braunschweig-Pauli M.A., 2002/2011.

Dagmar Braunschweig-Pauli M.A ist Musikwissenschaftlerin. Ausgelöst durch jodierte Lebensmittel, erkrankte sie 1995 an Morbus Basedow und Jodallergie. Wegen der vielen Anfragen an sie von ebenfalls Jodgeschädigten, auch aus Österreich und der Schweiz,  gründete sie zusammen mit ihrem Ehemann Dr. Heinrich Pauli (+2000) 1995 die „Deutsche SHG der Jodallergiker, Morbus Basedow- und Hyperthyreosekranken“, www.jod-kritik.de